Ich werde des Öfteren gefragt, wie ich auf meine Bücherauswahl komme. Die Antwort lautet: meistens über Umwege. Oder, um es wissenschaftlich auszudrücken, über Fußnoten und Verweise. Das wissenschaftliche Arbeiten lehrt einen während des Studiums stets auf die Fußnoten zu achten, weil in diesen oft das Wichtigste drinsteht. So verhält es sich auch bei meiner Suche nach inspirierenden Büchern. Auf das Buch von Axel Kaiser bin ich über einen Podcast gestolpert: Der Finanzpodcast für den Feierabendboss – Nein2Five Podcast. Diesen kann ich guten Gewissens weiterempfehlen.
Heute soll es um ein paar ausgewählte Wirtschaftslektionen gehen. Für einen angehenden oder bestehenden Börsianer wie auch für jeden sonst ist es wichtig zu verstehen, welche Wirtschaftssysteme es gibt und was das Besondere an unserem System, der freien sozialen Marktwirtschaft, ist. Wer die Grundlagen hierzu versteht, erkennt auch, warum andere Systeme wie Kommunismus und Sozialismus zwangsläufig scheitern müssen, Wohlstand vernichten und unsere Freiheit gefährden.
„Doch wenn wir ernsthaft verhindern wollen, dass die Länder dieser Erde zu Grunde gehen, haben wir keine andere Wahl, als die heute vorherrschenden Fehlinformationen durch radikale Aufklärung in einfacher Sprache zu ersetzen.“
Axel Kaiser, The Street Economist, 18
1. Das Kernproblem der Menschheit ist wirtschaftlicher Natur
In der ersten Lektion erklärt Axel Kaiser, dass die menschliche Existenz von der Verteilung oder Erzeugung von Ressourcen abhängig ist. Am Beispiel von Lebensmitteln, die nicht unbegrenzt vorhanden sind, wird das wirtschaftliche Problem der Knappheit sichtbar. Der Mensch ist schließlich auf Lebensmittel angewiesen, um zu überleben.
Diese Ressourcen erschließt er sich durch produktive Arbeit wie schon vor tausenden von Jahren – wenn auch die Arbeitsweise heute eine andere ist. Mit produktiver Arbeit meint der Autor eine Arbeit, die „Produkte und Dienstleistungen schafft, die wir selbst oder unsere Mitmenschen brauchen. Nur so können wir selbst für uns sorgen und, was weitaus wichtiger ist, Dinge erwerben, die andere herstellen.“ Es geht folglich nicht um irgendeine Arbeit, sondern um Arbeit und Innovationen, die das Leben von allen besser macht.
2. Lebensunterhalt verdienen geht nur auf zwei Arten
Um sein Überleben zu sichern, ist produktive Arbeit erforderlich. Diese ist nur auf zwei Arten möglich: durch die eigene Arbeit oder die Arbeit Dritter. Anhand dieser Wirtschaftslektion macht Axel Kaiser deutlich, dass die Forderung danach, der Staat möge für verschiedene Leistungen wie Gesundheit, Bildung o.Ä. aufkommen an einem gravierenden Denkfehler leidet. Der Staat ist nicht in der Lage, Ressourcen aus dem Nichts zu schaffen. Irgendjemand muss dafür arbeiten, dass es diese kostenlosen Angebote gibt. Und da der Staat dies nicht tun kann, erhebt er Steuern oder um es mit den Worten des Autors zu sagen:
„Da Politiker und Beamte keine Ressourcen produzieren, müssen Sie diese von den Bürgern einkassieren und umverteilen.“
Axel Kaiser, The Street Economist, 26
Zusammengefasst bedeutet das für die wirtschaftliche Realität, dass der produktive Teil der Bevölkerung aufgrund seiner Leistung Steuern und Abgaben bezahlt. Erst dann werden diese Ressourcen für Bereiche wie Bildung, Gesundheitsvorsorge, Rentensystem, Grundsicherung, Bürgergeld usw. eingesetzt. Daraus folgert der Autor, dass es im Grunde so etwas wie eine kostenlose Bildung oder andere kostenlose Dienstleistungen überhaupt nicht gibt, da dafür bereits jemand anderes gearbeitet hat. Die Umverteilung stößt jedoch schnell an ihre Grenzen, wenn den Leistungsträgern immer mehr weggenommen wird und sie daraufhin beschließen, weniger zu produzieren oder das Land zu verlassen.
„Ein guter Street Economist weiß, dass die Umverteilung von Ressourcen ein bestimmtes Maß nicht überschreiten darf, da andernfalls die Quelle des Wohlstands versiegt und somit letzten Endes alle ärmer werden.“
Axel Kaiser, The Street Economist, 30
Darüber hinaus ist es die Aufgabe des Staates, öffentliche Ruhe und Ordnung sicherzustellen. Gelingt das nicht, geht auch dann Wohlstand verloren. Einerseits wandern die Leistungsträger der Gesellschaft weg und der Anreiz durch Arbeit Eigentum anzuhäufen, geht verloren. Wer möchte schließlich auch arbeiten, wenn ihm die Früchte seiner Arbeit ständig weggenommen werden.
3. Kapital = Erspartes + angewandte individuelle Kreativität
„In offenen Märkten ist … Kapital … der Kreativität einiger Individuen zu verdanken, was Wohlstand für alle schafft. Deshalb ist es so absurd, das Kapital oder die Wohlhabenden anzugreifen. Immer dann, wenn die Reichen um ihren Besitz gebracht werden, wie es in den sozialistischen Ländern der Fall war, verarmt die Bevölkerung zusehends…“
Axel Kaiser, The Street Economist, 90
Diese Wirtschaftslektion ist meines Erachtens eine der wichtigsten. Die ganzen Neid- und Umverteilungsdebatten führen nämlich wie Axel Kaiser das formuliert nur zu einem Ergebnis: Armut.
So manche marxistische Idee vermag auf dem Papier gut auszusehen, insbesondere unter dem Deckmantel der „sozialen Gerechtigkeit“. Doch ist Papier wie wir alle wissen geduldig. Armut und Hunger sind es nicht.
Zu Recht stellt der Autor in diesem Kontext die Frage: „Warum sollte jemand sein ganzes Leben lang arbeiten und seinen Kindern die Kunst der Unternehmensführung beibringen, wenn er oder sie es dann nicht an sie weitergeben darf? Dann wäre es doch besser sein ganzes Geld auszugeben.“ Ein Mangel an Produktivität führt jedoch wie wir gesehen haben zu einem Mangel an Ressourcen und folglich zum abnehmenden Wohlstand innerhalb der gesamten Gesellschaft.
„Länder, die alles konsumieren, was sie produzieren, sind arm, weil sie nicht über gespartes Kapital verfügen, um die Investitionsgüter zu entwickeln, die für die Steigerung des Wohlstands ihrer Einwohner unerlässlich sind.“
Axel Kaiser, The Street Economist, 93
Es ist also wichtig, über ausreichende Kapitalbildung zu verfügen, um weitere Innovationen zu schaffen. Hinzu kommt die Komponente des Humankapitals. Diese ist laut Axel Kaiser das größte Kapital, das Menschen besitzen. Denn Erfindungsreichtum trägt dazu bei, Probleme, die die Gesellschaft hat, zu lösen und das auf smarte Weise. Qualität geht hier vor Quantität.
Es geht also nicht darum möglichst hart, sondern smart zu arbeiten und produktiv zu sein. Innovationen ist es nämlich zu verdanken, dass die Arbeitszeit insgesamt in den letzten 100 Jahren gesunken ist, dass in den westlichen Ländern keine Kinderarbeit mehr herrscht und auch Frauen berufstätig sein können. Innovationen und neue Technologien, der medizinische Fortschritt und Hygiene haben diese „wirtschaftliche Revolution“ herbeigeführt. Dies war allerdings eben nur aufgrund der Summe von Kapitalbildung und Innovationen möglich.
4. Fazit
Ich habe diese drei Lektionen gewählt, um einen ersten Einblick in das Buch von Axel Kaiser zu ermöglichen. Ich finde er ist seinem Ziel nahegekommen, die Grundlagen der Wirtschaft in einer einfachen Sprache zu erklären. Je mehr Menschen diese Grundlagen verstehen, desto einfacher wird es auch eine freiheits- und wirtschaftsfeindliche Politik zu erkennen und dagegen vorzugehen. Zudem führt die Beseitigung von Unwissen dazu, dass das eigene Leben und das Leben anderer verbessert wird oder um es mit den Worten des Autors zu sagen:
„Das Streben nach persönlichem und familiären Wohlergehen führt zwangsläufig zu einem größeren Wohlstand der Gemeinschaft. Wohlstand entsteht eben nicht durch politische oder staatliche Eingriffe zum Zwecke einer Vermögensumverteilung … Eine solche Verbesserung auf breiter Basis ist … die freie Interaktion von Millionen von Menschen, die entscheiden, was sie in welcher Menge und Qualität konsumieren und worin sie investieren und was sie arbeiten wollen.“
Axel Kaiser, The Street Economist, 173f.
Einfach klasse!top!