Erst vor wenigen Wochen führte das Meinungsforschungsinstitut Civey für t-online eine Umfrage zum Thema, wie die Deutschen ihre eigene Leistung im Beruf einschätzen, durch. Das Ergebnis: 83 Prozent schätzen sich selbst im Berufsleben als leistungsbereit ein. Gleichzeitig beklagen viele Arbeitgeber den Rückgang der Leistungsbereitschaft. Auch Martin Limbeck, der Autor vom Buch „Dodoland – uns geht‘s zu gut!“ und erfolgreicher Unternehmer geht auf dieses Thema ein. Dabei kritisiert er eine mangelnde Leistungsbereitschaft und plädiert für eine neue Leistungskultur in Deutschland. Ein paar seiner kritischen Anmerkungen und Lösungsvorschläge möchte ich in diesem Beitrag vorstellen.
„Gewinner laufen die Extrameile. Immer und immer wieder.“ […] „Die Jungen heute laufen keine Extrameile. weil sie es nicht vorgelebt bekommen. Sie haben nie erlebt, […] was es heißt, ans Limit zu gehen, die Goldmedaille zu gewinnen, aus eigener Kraft unabhängig zu sein – weil sie es nirgends um sich herum sehen und erleben können.“
Martin Limbeck, Dodoland, 11 und 25
1. Wer auf Kosten der Produktiven lebt, ist unsolidarisch
In dem 2022 erschienenen Buch rechnet Martin Limbeck vor, dass von der gesamten Bevölkerung in Deutschlands nur 13 Millionen Menschen tatsächlich reale Werte schaffen und zu den produktiven Teilen der Gesellschaft gehören. Wie er auf diese Zahl kommt?
Die Bevölkerung betrug zum damaligen Zeitpunkt 83 Millionen Menschen, von denen etwa 45 Millionen einer Erwerbstätigkeit nachgingen. Von diesen abzuziehen sind etwa 12 Millionen Staatsdiener. Von den verbleibenden etwa 33 Millionen Berufstätigen sind etwa 4 Millionen selbstständig. Folglich bleiben 29 Millionen abhängig Beschäftigte. Von diesen abzuziehen sind zudem diejenigen, die nur noch Dienst nach Vorschrift machen plus diejenigen, die bereits innerlich gekündigt haben – nach Martin Limbeck sind das insgesamt ca. 83 % der verbliebenen Arbeitnehmer, da sich 2022 bei einer Umfrage lediglich 17 % mit dem Unternehmen, in dem sie arbeiteten, identifizieren konnten. Abzüglich der 68 % von 29 Millionen verbleiben 9 Millionen tatsächlich engagierte Mitarbeiter plus die Selbstständigen, also 13 Millionen Menschen, die wirklich produktiv sind.
Da es immer weniger Leistungsträger gibt und der öffentliche Dienst die erwirtschafteten Steuern unklug verwaltet, ist die logische Folge, eine Abnahme des Wohlstands.
„Am Ende kriegen wir weniger, als wir eingezahlt haben. […] So ist das eben, wenn eine ganze Gesellschaft den Sinn der Wertschöpfung aus dem Blick verloren hat. […] Wenn die Bestimmer eines Landes den Unterschied zwischen Konsumausgaben und Investitionen nicht kennen, dann blutet ein Staat genauso aus wie jeder unwirtschaftlich geführte Privathaushalt.“ Martin Limbeck, Dodoland, 15
Während also die Leistungsträger Werte erschaffen und die Sozialsysteme mitfinanzieren, nutzen andere den Mantel einer falsch verstandenen Solidarität, um den Starken das wegzunehmen, was diese erreicht haben (28). Statt Zuspruch wird Missgunst gesät und statt Anerkennung für Erfolg, wird der Erfolgreiche mit Verachtung bestraft. Die Botschaft dahinter: „Sich anstrengend lohnt sich nicht. (29)“ Und wenn sich keiner mehr anstrengt, dann ist das Ergebnis eindeutig. Aus dem einstigen Gewinner wird ein Loser, denn mit jeder negativen Erfahrung sinkt der Wunsch nach Erfolg und bald strengt sich keiner mehr an. Am Ende folgen Bequemlichkeit, Minderleistung und Erfolglosigkeit, aber dafür hat der Loser gelernt, „wie er Leistungen der Gemeinschaft in Anspruch nehmen kann, ohne Leistungen für die Gemeinschaft zu erbringen. (30)“
2. Die Folgen der Leistungsmüdigkeit
Eine Gesellschaft, die sich nicht anstrengt, geht unter. Auf der einen Seite wird sie von anderen überholt (er führt als Beispiel China an), auf der anderen Seite geht die Qualität verloren. Schließlich führt Leistungsmüdigkeit zu unfähigem Personal. Wer die Misere erkennt und „was drauf hat, zieht weg. (114)“ Die einstige Wirtschaftsnation Deutschland – und das war seine Prognose im Jahr 2022 – verliert an Bedeutung. Hinzu kommt, dass die produktive Mitte der Gesellschaft immer mehr Steuern und Abgaben bezahlt und die Mittelschicht dadurch immer kleiner wird. Die Frage ist, wie lange werden sich die Menschen das noch gefallen lassen.
„Unser Strom ist zwar noch immer nicht der sauberste, aber dafür schon der teuerste der Welt, keiner kann mehr Vermögen aufbauen, wir sind im Alter arm wie Kirchenmäuse, weil die Rente floppt und wir keine Mieteinnahmen haben, die Schulen und Autobahnbrücken bröckeln vor sich hin, während wir mehrere Jahrzehnte an Flughäfen und Bahnhöfen herumbauen, für die Salamander und Käfer umgesiedelt werden.“
Martin Limbeck, Dodoland, 114
Wenn aber die Fleißigen nach und nach auswandern, bleiben immer weniger Leistungsträger übrig. Hinzu kommt eine Geisteshaltung, die statt ökonomisch zu denken, glaubt mit Sozialismus weiterzukommen, obwohl die Geschichte, – auch in Deutschland – gezeigt hat, dass kein „sozialistisches Land […] jemals ein freies Land (117)“ war. Es mangelt an einem Grundverständnis für Wirtschaft sowie der Funktion des Geldes.
Statt gute Ideen, Unternehmertum und Wohlstand zu fördern, ist die Folge der Leistungsmüdigkeit ein leistungsfeindliches Land, das die Bürger und Unternehmen gemäß den Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) neben Belgien weltweit am stärksten belastet. Gleichzeitig wird der Staats- und Verwaltungsapparat immer größer. Je mehr die Privatwirtschaft jedoch der Planwirtschaft weicht, desto mehr nimmt der Wohlstand der Gesellschaft ab. Was das Land aber tatsächlich braucht, ist mehr Unternehmer und einen Staat, der Rahmenbedingungen für eine freie soziale Marktwirtschaft schafft. Wohlstand entsteht nämlich dadurch, dass „in möglichst vielen Märkten möglichst viel Wettbewerb läuft“ (131).
3. Ein Plädoyer für eine neue Leistungskultur
„Es muss aufhören, dass die Dodos die Leistungsträger von der Arbeit abhalten. Die Dodos dürfen uns nicht weiter daran hindern, Werte zu schaffen und das Geld für diese Gesellschaft zu erwirtschaften. Die Sabotage muss aufhören. Der Staat und seine Behörden sollen den Menschen beim Leben helfen und nicht dabei stören! Und auch die Gewerkschaften sollen bitte konstruktiv dazu beitragen, dass wir reale Werte schaffen.“
Martin Limbeck, Dodoland, 185
Eine neue Leistungskultur kann nur entstehen, wenn der Staat Wertschöpfung statt Gleichheit fördert. Wir brauchen keine Neidkultur oder Gleichheitswahn, sondern Weiterentwicklung und Leistungsbereitschaft. Aus Sicht von Martin Limbeck ist es auch förderlich, Unternehmer und Leistungsträger nach ihrer Meinung zu befragen.
Darüber hinaus ist jeder einzelne gefragt, anzupacken. Statt darauf zu warten, dass der Staat alles für einen regelt und die Verantwortung abzugeben, geht es darum, zu überlegen, was man selbst tun kann. Kurz gesagt lautet der Appell: Vorbild sein statt Neider.
Außerdem schlägt Martin Limbeck vor, dass auch Unternehmer und Vermögende als Vorbilder fungieren und sich nicht defensiv verstecken. Wer etwas erreicht hat und ein Unternehmen aufgebaut hat, das vielen anderen einen Arbeitsplatz stellt, ist ein Vorbild, von dem man viel lernen kann. Darüber hinaus können nur diese Personen eine unternehmerische Leidenschaft vermitteln, da sie für das brennen, was sie tun.
Zuletzt plädiert der Autor für weniger Staat. Für den Bürger ist es Zeit, öfter Nein zu sagen. Denn Politiker „brauchen viel mehr Neins. (214)“ Er selbst sagt beispielsweise Nein zu 735 Abgeordneten im Deutschen Bundestag. Ein Viertel davon reicht vollkommen aus. Auch sagt er Nein „zu grassierender Inkompetenz in der Politik (214)“, zu Lügnern in der Politik, zur Überregulierung in allen Lebensbereichen, zur lähmenden Vorsicht, zu noch mehr Arbeitsschutzbestimmungen, zu überzogenen Bauvorschriften, zu endlosen Genehmigungsverfahren und Bürokratie, usw. Dem kann ich nur zustimmen. Es ist Zeit, dass die Gängelei und Verbieterei aufhören!
„Nein zu der ständigen Verbieterei und Gängelei. Wir haben bereits viel zu viele Gesetze und Verordnungen. Der Staat soll sich wieder aus unserem Alltagsleben zurückziehen.“ Martin Limbeck, Dodoland, 216
4. Fazit
Am Ende des Buches entwirft Martin Limbeck eine utopische Vorstellung. Dabei malt er sich aus, dass die Menschen in Deutschland wieder zu ihrem Leistungswillen zurückfinden und auf ihre Errungenschaften stolz sind. „Made in Germany“ wird wieder ein Siegel mit Wert. Persönlicher Erfolg wird gefeiert und viele andere positive Entwicklungen prägen das Land.
Ob diese Vision eines Tages Wirklichkeit wird, das vermag ich nicht zu sagen. Ich bin sicher, auch Martin Limbeck hat keine Glaskugel, die ihm die Zukunft voraussagt. Für Deutschland, für die Gesellschaft, aber auch für die EU würde ich mir persönlich wünschen, dass sich die aktuellen Entwicklungen nicht fortsetzen und stattdessen positive Impulse in Politik, Gesellschaft und Kultur den Ton angeben. Dafür braucht es eine Transformation und Transformatoren, die mutig vorangehen und dort, wo es angebracht ist, neue Wege erschließen. Die Transformation darf jedoch nicht auf Grundlage von Ideologien oder anderen fehlgeleiteten Ideen entstehen. Diese führen nämlich nur in eine Sackgasse.
Ich hatte übrigens das Vergnügen, den Autor bei der Vorstellung des Buches live zu erleben. Die Aufzeichnung findest Du hier.