Heute im Fokus: die Kunst des kreativen Lebensmanagements nach Burkhard Riedel für ein reicheres Leben mit weniger Geld. Der Gründer des PuraVida–Netzwerks beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema der selbstbestimmten Lebensführung. Auf seiner Website bezeichnet er sich als einen der profiliertesten Autoren zum Thema Work-Life-Balance. Ein paar seiner Ideen möchte ich in diesem Beitrag aufgreifen und Dir vorstellen.
„Kreative Lebenskünstler fühlen dasselbe wie die meisten anderen auch. Sie spüren dieselben Defizite, haben dieselben Sehnsüchte, träumen dieselben Träume. Der Unterschied: Sie denken anders und handeln anders als die Mehrheit der Menschen, die auf konventionellen Wegen gehen.“
Burkhard Riedel, Reicher Leben mit weniger Geld, 15
1. Mehr Geld = mehr Leben?
Für Burkhard Riedel führt mehr Geld nicht automatisch zu einem reicheren Leben. Das Gegenteil ist der Fall. Für ein zufriedenes Leben mit weniger Stress, Frust oder Zwang braucht es keine hohe Geldsumme, sondern intelligenten Umgang mit Geld. Dabei stellt er kritische Fragen, die sowohl die Bedeutung von Geld und Macht grundsätzlich hinterfragen als auch den staatlichen Umgang mit der Verteilung von Steuereinnahmen. Seine Fragen sind auch heute noch aktuell (das Buch erschien 2011) und auf die politische und gesellschaftliche Situation übertragbar:
„Geben Staat, Sozialsysteme und Unternehmen mein Geld richtig aus? […] Lohnt es sich überhaupt, von der Ausbildung bis zur Rente mit vollem Einsatz durchzupowern? Bedingt nicht sogar dieses Rackern um mehr Geld, dass zwar der Kontostand wächst, aber das eigene Leben verarmt? […] Wenn in Deutschland ein redlich arbeitender Durchschnittsverdiener ein Vierteljahrhundert lang Rentenversicherungs-Beiträge abführen muss, nur um dann später eine Rente in Höhe der Sozialhilfe-Grundsicherung zu bekommen: Wozu lohnt sich dann legale Arbeit überhaupt noch? […] Um wie viel grausamer noch wird diese Rechnung später für die heute Jungen aussehen, die sich über viele Jahre durch unbezahlte Praktika, Niedriglohnjobs und befristete Arbeitsverhältnisse hageln müssen, in denen sie nur minimale Rentenansprüche erwerben? […] (S. 10-11)“
Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen nach alternativen Wegen suchen und sich von dem Hamsterrad eine Auszeit gönnen wollen oder dieses ganz verlassen. Die Forsa-Umfrage 2023 hat offen gelegt, dass sich jeder dritte einen Jobwechsel vorstellen kann. Die Gründe hierfür sind insbesondere zu viel Stress und schlechte Bezahlung, aber auch schlechter Führungsstil. Neben mehr Gehalt (47 %) sind flexiblere Home-Office-Regelungen besonders gefragt (54 % Frauen und 48 % Männer). Auf der anderen Seite möchten immer mehr Menschen früher in den Ruhestand. Dafür nehmen sie auch gerne Abschläge in Kauf.
Das, was Burkhard Riedel in seinem Buch „Reicher Leben mit weniger Geld“ vorschlägt, ist nicht bis zum Rentenalter zu warten, sondern die beglückende Lebensfülle bereits durch kreative Planung schon in jungen Jahren zu leben. Denn die Gleichung mehr Geld = mehr Leben geht nicht auf. Warum?
„Zufriedenheit, genug Zeit für echten Ausgleich und für inspirierende Kontraste, aktive Gestaltung von neuen Erfahrungen: das alles gibt es nicht zu kaufen. Um ein reiches Leben zu leben, braucht man nicht mehr Geld. Im Gegenteil: Beglückende Lebensfülle ist viel billiger zu haben als die endlose Fortsetzung des monotonen Alltagstrotts.“
Burkhard Riedel, reicher Leben mit weniger Geld, 14
2. Das PuraVida-Lebensprinzip
Was machen also die kreativen Lebenskünstler anders als die Mehrheit? Hierfür macht Burkhard Riedel zehn Merkmale aus. Ein paar davon möchte ich Dir im Detail vorstellen, zuerst werde ich allerdings alle Merkmale aufzählen (S. 15-25).
- Leben mit allen Sinnen
- Menschsein – keine Nummer
- Im Jetzt leben
- Den dritten Weg sehen
- Das Leben in Phasen strukturieren
- Keine Angst vor dem Abstieg haben
- Fremdbestimmung ablegen
- In Kontakte investieren
- Das eigene Leben managen
- Wissen, dass Geld nicht glücklich macht
Wer im jetzt lebt (3.), schiebt die schönen Erfahrungen nicht auf später auf. Die Devise heißt: Intensiv leben im heute. Denn niemand weiß, wie alt er wird, ob er dabei gesund oder krank sein wird und wie die eigenen Lebensumstände dann aussehen. Aus diesem Grund nehmen sich kreative Lebenskünstler schon heute die Zeit, ein reiches Leben zu leben. Hierzu gehört auch der Vorschlag, das Leben in Phasen zu strukturieren (5.). Statt sich bis zur Erschöpfung auszubrennen, hilft es, zwischendurch Phasen der Regeneration einzuplanen. Wie kann das in der Praxis aussehen?
Kreative Lebenskünstler tun das zum Beispiel durch langjährig vorbereitete Auszeiten wie ein Sabbatical. Dieses planen sie verteilt über zwei Jahre und sparen auf diese Weise sogar noch Steuern und Sozialabgaben. Wer erst im Juli startet, arbeitet im ersten Jahr des Sabbaticals ein halbes Jahr und im zweiten Jahr ebenfalls.
Auch Jobsharing ermöglicht Freiheiten, wenn sich zwei Personen in einem Job abwechseln und beispielsweise halbjährlich in Deutschland arbeiten und die zweite Jahreshälfte ins Ausland gehen. Wer als digitaler Nomade lebt, nimmt seine Arbeit einfach mit und geht auf Workation. In vielen Ländern, auch in Europa, sind die Lebenshaltungskosten niedriger als in Deutschland. Dies ermöglicht einen doppelten Vorteil: mehr verdienen und erfahrungsreich leben. In dieser Zeit lässt sich womöglich die Wohnung untervermieten oder das Eigenheim.
Eine Auslandskrankenversicherung, die das ganze Jahr über gilt, kann teilweise günstiger sein als die GKV-Beiträge in Deutschland. Die Liste an kreativen Lebensentwürfen ist beinahe endlos. Mit etwas Fantasie und strategischer Planung eröffnen sich viele Möglichkeiten.
Hierzu gehört auch das aktive Vorgehen gegen Fremdbestimmung. Wo diese anfängt und endet, das ist ein subjektives Empfinden. Bei dem einen kann das – so Riedel – bereits die Aufforderung zum Update des PCs sein, während bei jemand anderem die ständige Erreichbarkeit für Chefs oder Kunden sich nach Fremdbestimmung anfühlt. Lebenskünstler gehen Fremdbestimmung aus dem Weg. „Sie stärken lieber ihr eigenes Urteilsvermögen, ihr Selbst-Bewusstsein und damit auch ihr Selbst-Vertrauen. (S. 21)“
Darüber hinaus wissen Lebenskünstler, dass Geld allein nicht glücklich macht. Hierbei möchte Riedel keinesfalls die Freiheit, die durch Geld möglich wird, absprechen. Stattdessen möchte er darauf aufmerksam machen, dass es ein Genug gibt. Welche Summe für den einen genug ist, auch das ist subjektiv und hängt vom eigenen Lebensentwurf ab. Wer allerdings nie genug hat und dem Wahn verfällt, sich ständig mit anderen zu vergleichen, wird auch nie zufrieden sein. „Für Lebenskünstler […] kann Geld immer nur Mittel zum Zweck sein, niemals Zweck und Ziel an sich. (S. 24)“
„Die meisten ahnen zwar, dass es jenseits der Schmalspur durch ihr Leben alternative Routen gibt, die reizvoll sein könnten. Aber sie biegen nicht ab. Sie ignorieren die Signale, die ihnen ihr inneres Navi sendet (Unzufriedenheit, Stress, Fremdbestimmung).“
Burkhard Riedel, Reicher Leben mit weniger Geld, 26f.
3. Mit einem Plan B lebt es sich leichter
In der heutigen globalisierten Welt bleibt der Wettbewerb nicht nur auf das eigene Land beschränkt. Das führt nach Riedel dazu, dass Menschen nicht mehr als Arbeitnehmer, sondern betriebswirtschaftlich als Nutzwert gesehen werden. Die Konsequenz ist, dass teure Mitarbeiter entweder durch Überstunden oder durch „Rationalisierung, Automatisierung, Outsourcing an Billigfirmen oder ins Ausland“ (26) kostengünstiger gemacht werden. Wertschätzung ist oft fehl am Platz und der ein oder andere Arbeitsplatz wird letztendlich durch Maschinen ersetzt. Wer keinen Plan B hat, geht leicht unter bei diesen Bedingungen.
Was machen also kreative Lebenskünstler? Ganz einfach. Sie schauen sich rechtzeitig nach Alternativen um und machen sich unabhängig von „unfähigen Vorgesetzten und unerfüllbaren Vorgaben, von Überstunden bis in die Nacht, von höheren Abzügen vom Gehalt, von der mickrigen Rente, vom Arbeitslosengeld, von neuen Schikanen der Politik. (27)“
Mit einem zweiten Standbein gelingt das leichter. Ein solches Standbein zu haben, stärkt auch das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl. Ob es sich dabei um einen Nebenjob, ein kleines Business, eine alternative Lebensweise, bei der sowohl im Inland als auch im Ausland gelebt wird, Frugalismus und Minimalismus, eine Immobilieninvestition, eine selbstgebaute Aktienrente oder eine andere Idee handelt, mit einem Plan B machst Du Dich unabhängig.
4. Fazit
Burkhard Riedel schenkt seinen Lesern einen Einblick in unterschiedliche Lebensentwürfe und zeigt, wie ein kreatives Lebensmanagement aussehen kann. Auf dem Weg dahin offenbart er Einblicke in Theorie und Praxis. Dabei zeigt er im Praxisteil verschiedene Szenarien auf, was über die Jahre durch Spareffekte möglich ist und wie gleichzeitig bei kluger Geldanlage die Ersparnisse vermehrt werden können. Da das Buch aus dem Jahr 2011 ist, sind einige Tipps nicht mehr auf heute übertragbar. Andere hingegen sind zeitlos.
Fest steht, dass wir oft unterschätzen, wie viel Geld wir für ein glückliches Leben brauchen. So kann beispielsweise ein bescheidenes Leben im Alltag mit wenig Konsum einen sehr beglücken. Statt am Wochenende in irgendwelchen Kaufhäusern wertvolle Lebenszeit zu verschwenden oder sich durch teure Anschaffungen für die harte Arbeit zu belohnen, lohnt es sich einen solchen Lebensentwurf zu hinterfragen. Wäre es nicht schöner mehr Zeit zu haben für Freunde, Familie, Spaziergänge in der Natur, Herzensprojekte oder ehrenamtliches Engagement? Schenkt mehr Geld denn mehr Zufriedenheit? Wie viel ist genug? Ich freue mich auf Deine Kommentare.