Erfolgsfaktor Disziplin

Disziplin ist eine Kernkompetenz, die sich auf verschiedene Bereiche des Lebens auswirkt. Wer über ausreichend Disziplin verfügt, – ob bei Ess-, Arbeits-, Lern-, Sport- oder anderen Lebensgewohnheiten – trifft oft die bessere Entscheidung für sich selbst und sein Umfeld. Disziplin steht unter anderem für Beharrlichkeit, Ausdauer, Beherrschung des eigenen Willens, Gehorsam oder Durchhaltevermögen. Sie hilft dabei, die eigenen Ziele zu erreichen und stellt einen Erfolgsfaktor dar, auch beim Investieren an der Börse

Disziplin ist auch eine der vier stoischen Tugenden, über die der Autor Ryan Holiday schreibt. Die Stoa bzw. der Stoizismus war eine philosophische Richtung, die von Zenon von Kition um 300 v. Chr. gegründet wurde und große Denker wie Seneca oder Marc Aurel hervorgebracht hat. Ein paar Gedanken zu dieser elementaren Kernkompetenz möchte ich Dir im folgenden Beitrag vorstellen.

„Wir sind nur dann in der Lage, die großen Probleme zu bewältigen, wenn wir zuerst die kleinen Dinge richtig machen. […] Details erfordern Selbstdisziplin. Sogar dann, wenn es niemand außer Ihnen bemerkt … oder es allen egal ist.“ 

Ryan Holyday, Disziplin, 69

1. Die kleinen Dinge beachten

Disziplin ist eine Eigenschaft, die sich durch regelmäßiges Training erlernen lässt – so weit die gute Nachricht. Sie erfordert jedoch auch viel Anstrengung und persönlichen Einsatz. Schließlich geht es hier um die Entwicklung positiver Gewohnheiten, die dem inneren Schweinehund oft im Weg stehen. Sie fangen an bei kleinen Entscheidungen des Alltags. 

Wer zum Beispiel früh morgens aus dem Haus muss und bis tief in die Nacht Serien schaut, tut sich keinen Gefallen, egal wie spannend diese sein mögen. Wer dahingegen schon früh ins Bett geht, ist im besten Fall morgens ausgeschlafen und startet erholt in den Tag. Wer sich überwiegend gesund ernährt und nur gelegentlich auf Süßigkeiten oder Fast food zurückgreift, tut langfristig etwas für die eigene Gesundheit. Wer in sonnigen Zeiten Geld zurücklegt, wird nicht von ungeplanten Ausgaben überrascht. Und wer für das Alter durch kluges Investieren in Sachwerte vorsorgt, für den spielen die gesetzliche Rente oder politische Entscheidungen, die das Renteneintrittsalter beeinflussen, eine untergeordnete Rolle. 

Deshalb kommt es – wie auch der Autor Ryan Holiday schreibt – zuerst auf die kleinen Dinge an. Jeder kleine Schritt ist ein Schritt nach vorne. Jede kleine Entscheidung ist eine Entscheidung, die später große Konsequenzen nach sich ziehen wird. Das Wichtigste jedoch im Umgang mit unseren tagtäglichen Gewohnheiten ist, überhaupt eine Entscheidung zu treffen und zu handeln. Denn wir haben jeden Tag aufs Neue die Wahl. 

2. Einsatz zeigen

Disziplin entsteht durch Routine und Gewohnheiten. Durch die ständige Wiederholung einer bestimmten Handlung entsteht ein automatisiertes Verhalten. Wer beispielsweise eine neue Sprache lernen will, geht am besten Schritt für Schritt vor. Zu Beginn reicht es bereits, ein paar Vokabeln pro Tag zu erlernen. Im nächsten Schritt kommt die Grammatik. Wer gern in der Gruppe lernt, meldet sich für einen Kurs an der Universität oder der Volkshochschule an oder sucht sich alternativ online das passende Angebot heraus. Ohne Einsatz und Mühe ist es jedoch nicht möglich, ein solches Ziel zu erreichen. Das gilt auch für andere Lebensbereiche. Egal, ob Du Deine Ausdauer im Sport steigern, ein Musikinstrument spielen, Dich gesunder ernähren, Dich persönlich weiterentwickeln oder erfolgreich an der Börse investieren möchtest, es kommt stets auf Deinen persönlichen Einsatz und die Motivation an, die Dich von innen antreibt.

„Wir sollten uns also Mühe geben, um besser zu werden, um etwas zu erreichen. Großen Einsatz zeigen, weil es uns wichtig ist.“

Ryan Holyday, Disziplin, 73

3. Mäßigung üben

Die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung und Selbstregulierung trägt zum positiven Wohlbefinden bei. In vielen Situationen heißt das Zauberwort Nein. Nein zu übermäßigem Konsum, nein zu Menschen, die einem nicht guttun, nein zu Stressfaktoren, die sich vermeiden lassen, nein zu Jobs, die auf Kosten der Gesundheit gehen, nein zu sinnlosen Meetings, nein zu Lastern, die süchtig machen, nein zu jeder Ablenkung, die den eigenen Zielen im Wege steht, usw. Einfach Nein. Denn niemand „kann Ja zu seinem Schicksal sagen, ohne Nein zu dem zu sagen, was eindeutig fremde Anliegen sind. (139)“ 

Wer zu oft Ja sagt, steht sich selbst im Weg und enthält sich einer echten Entscheidung. Wer hingegen Nein sagt, lenkt den Fokus auf sich selbst und respektiert die eigenen Bedürfnisse. Prioritäten setzen, darum geht es. Oder um es mit den Worten des Autors Ryan Holiday zu sagen: „Was ist der wichtigste Beitrag, den ich leisten kann – für meine Arbeit, für meine Familie, für die Welt? Dann muss man die Disziplin aufbringen, so ziemlich alles andere zu ignorieren. (136)“

Unsere Zeit und Kraft sind begrenzt. Deshalb ist es wichtig, die Disziplin aufzubringen, alles Unwichtige zu ignorieren. Ein Ziel lässt sich nur mit vollem Einsatz erreichen. Wer gleichzeitig auf mehreren Hochzeiten tanzen will, wird auf keiner Party wirklich Spaß haben. Mäßigung ist der Schlüssel zum Erfolg und zum persönlichen Glück. 

„Es ist wichtig, sich klarzumachen, dass Mäßigung nicht gleichbedeutend ist mit einem freudlosen Leben. Tatsächlich ist einer der Hauptgründe, warum wir Selbstdisziplin üben, der, dass wir dadurch länger leben können, oder zumindest […] – dass wir gut leben können,  solange wir am Leben sind.“

Ryan Holyday, Disziplin, 111

4. Arbeite smart statt hart

Veränderungen sind unvermeidbar. Dies trifft auch auf die Arbeitswelt zu. Heute arbeiten wir anders als noch vor 20 Jahren und durch den technologischen Fortschritt, die Digitalisierung sowie das Aufkommen der Künstlichen Intelligenz, wird die Arbeitswelt in 20 Jahren sicher wieder ganz anders aussehen. Doch egal, wie der Status quo heute ist, es gilt stets die Devise: Arbeite smart statt hart!

„Arbeite intelligenter, nicht härter. Disziplin bedeutet nicht nur Ausdauer und Stärke. Es geht doch darum, den besten und einfachsten Weg zu finden, etwas zu tun. Es geht um das Bemühen, sich weiterzuentwickeln und zu verbessern, damit die Aufgaben im Lauf der Zeit immer leichter erledigt werden können.“

Ryan Holyday, Disziplin, 120

Niemand kann sich dem Fortschritt entziehen. Deshalb ist es besser, die Möglichkeiten, die einem heute zur Verfügung stehen, zu nutzen und seine eigenen Fähigkeiten unaufhörlich weiter zu entwickeln. Auch dies erfordert Disziplin und Mühe. Wer hingegen stehen bleibt, wird früher oder später in der Arbeitswelt abgehängt. Darüber hinaus verfügt jemand, der intelligent arbeitet und Wege findet, seine Effektivität und Effizienz zu steigern, über die Möglichkeit, seine Arbeitszeit zu reduzieren. Wenn eine Person für die Erfüllung bestimmter Aufgaben 35 Stunden braucht und eine andere 25, gewinnt die effizientere Person einen Vorsprung von 10 Stunden pro Woche. Diese Lebenszeit ist unwiederbringlich weg. Ist es da nicht besser, durch ständiges Üben und Weiterentwickeln der eigenen Fähigkeiten weniger zu arbeiten und mehr Zeit für die Dinge übrig zu haben, die einem neben der Arbeit wichtig sind?

Die Ausformulierung der eigenen Ziele hilft bei der Orientierung. Dabei sollte das Ziel stets realistisch, messbar und vor allem intrinsisch motiviert sein. Von außen herangetragene Ziele scheitern zwangsläufig, da einem früher oder später das Durchhaltevermögen abhandenkommt, um diese zu erreichen. Bei all den Zielen ist auch die Einhaltung von regelmäßigen Pausen von größter Relevanz. Die eigene Erholung durch Auszeiten, Müßiggang, Pausen und etwas Spaß ist Balsam für die Seele und der beste Schutz vor Überarbeitung. Wer sich die Arbeitsbelastung klug einteilt, bleibt länger motiviert und erreicht seine Ziele mit größerer Wahrscheinlichkeit als jemand, der sich ausbrennt. Ob beruflich oder privat, auf dem Weg zur Erreichung unserer Ziele werden sich garantiert einige Unannehmlichkeiten und Hindernisse einstellen. Disziplin unterstützt Dich dabei, diesen Ereignissen mit der notwendigen Geduld zu begegnen.

5. Fazit

Die Kernkompetenz der Disziplin ist ein Geschenk an uns selbst. Sie ist eine Option im Leben, die das Leben besser macht. Jeder kann sie erlernen, denn sie wird weder angeboren noch vererbt. Die Kontrolle und Beherrschung des eigenen Willens sowie von Emotionen und Impulsen hilft dabei, die eigenen Ziele zu erreichen. Disziplinierte Menschen stellen sich dem inneren Schweinehund entgegen und lassen sich weder von Hindernissen noch unangenehmen Aufgaben aufhalten. Gleichzeitig unterstützt uns die Disziplin dabei, auf unsere Bedürfnisse zu achten und zu allem Nein zu sagen, was schlecht für uns ist. 

„Es spielt keine Rolle, wer man ist. Es spielt keine Rolle, was man getan hat. Niemand ist so gut, wie er sein könnte. Niemand ist vollkommen. Jeder kann sich verbessern.“

Ryan Holyday, Disziplin, 203

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